Interview with Max Kreis

Interview with Max Kreis

Interview with Max Kreis

Portrait © Fenja Cambeis

Vincent Schneider: Hallo Max! Wir freuen uns sehr eine deiner neuen Arbeiten in unser Programm aufzunehmen! Lass uns über deinen Hintergrund und deine Arbeitsprozesse unterhalten.
Deine Arbeit wirkt oberflächlich abstrakt und stark verschlüsselt. Schaut man genauer hin erkennt man unklare Formen und Spuren von Landschaften, Figuren, Farbefetzen und Gesten. Dies evoziert eher unterbewusste Assoziationen – die dem Gruseln nahe kommen. Wie entstehen deine Bildwelten?

Max Kreis: Ich arbeite mit Machine Learning Algorithmen - sogenannten GANs, welche ich auf meine Alltagsfotos trainiere.
In diesem Netzwerk, aus dem die Arbeit herausgezogen ist, befinden sich als Datengrundlage beispielsweise 20.000 meiner iPhone Fotos aus den letzten 5 Jahren.

VS: Sowie ich deine Arbeit verstehe bist du eigentlich eine Art Ghost Buster. Also nur wenn Dr. Frankenstein auch einer von den Ghost Busters wäre – du fängst deine Bildwelten als Fotografien ein, lässt sie sterben, fermentieren und als Geister wieder auferstehen. Dann experimentierest du mit ihnen nach der Reanimation und setzt sie der Realität im eingefrorenen Stadium aus. Siehst du deine Arbeit als Ausschnitt einer Parallelwelt – oder vielmehr als eine Art Blick ins Jenseits?

MK: Eher Parallelwelt als das Jenseits. Da ich mit meinen Daten Möglichkeitsräume erschaffe, in welchen diese alternate realities dann visuell stattfinden können. Mir geht’s auch darum die Erinnerung als biegbar und fragil darzustellen, da sie sich vor Allem in der Retrospektive oft als nicht in Stein gemeisselt herausstellt, wenn wir beispielsweise unsere Meinung zu einer Person ändern.

VS: Wo wir von Geistern sprechen: ich erinnere mich an diesen alten Artikel in dem ein Teenager erzählt wie er in Collin McRae Rally gegen den „Geist“ seines kürzlich verstorbenen Vaters ein Rennen auf der PS1 fährt. Es war für mich total rührend zu verstehen wie digitale Spuren Teil einer Erinnerung an eine physischen Existenz werden. Glaubst an die Digitalisierung des Selbst?

MK: Witzig — ich kenne die Story auch als Creepypasta von Reddit. Am Ende bleibt der Junge vor der Ziellinie stehen, damit er die Zeit des Ghostcars, welches sein Vater fuhr, nicht überschreibt. Ich denke jede Existenz hinterlässt Spuren im digitalen als auch im realen Raum, die digitalen Erinnerungen werden nur meist besser konserviert.
Da wir uns im Sinne des Posthumanen ja immer weiter von unserer Körperlichkeit als solche entfernen, wäre der Gedanke des Weiterlebens im Digitalen zumindest für mich ein interessantes Konzept.

VS: In der Sammlung Scharf-Gerstenberg hängt dieses verrückte Bild von Max Ernst „Le Triomphe de l'amour/fausse allégorie, 1937“ Ich bleibe immer ewig davor kleben und versinke in den verschwommenen Bereichen des „Zweirads“ und des tiefblauen Kleides und sehe die merkwürdigsten Sachen, die Ernst gar nicht gemalt haben kann. Siehst du in deiner Surrealität eine Art Öffnung für die Phantasie des Betrachters oder siehst du deine Werke as-is – also als ein Ergebnis eines Algorithmus.

MK: Ich denke Kunst sollte immer ein Rätselcharakter vorweisen; darin liegt ja ihr Reiz. Es gibt da auch Parallelen zu Verschwörungsideologien, welche neurologisch ähnlich funktionieren (Apophänie). Menschen lieben es sich mit zu wenig Informationen Sachen zu (re-)konstruieren und neue Realitäten zu schaffen. Genau das mag ich sehr an den Arbeiten: dass sie so vage und unklar sind und soviel Spielraum lassen, für mich persönlich jedoch ganz klar Elemente aus meiner Alltagsfotografie zitieren und mich dennoch überraschen.

VS: Deine Wahl des Mediums ist ungewöhnlich. UV-Druck auf schwarzem Lochblech – solche Materialien findet man eher im Gehäusebau oder in der Computertechnik. Kannst du mir dazu etwas erzählen?


MK: Ja, das Lochblech ist tatsächlich ein Zitat aus dem Server- und Computergehäuse-Bau.
Ich wollte das Serverthema auch im Material etwas aufgreifen. Zudem mag ich den visuellen Effekt den es verursacht; dieses Moiré-Pattern. Dadurch wirkt die Arbeit aus jedem Winkel anders, was sie allerdings schwer zu fotografieren macht, wie du gemerkt hast.

VS: LOL allerdings! Die Arbeit sieht aus jedem Winkel komplett anders aus. Was bringt die Zukunft für Max Kreis? Was sind deine nächsten Projekte?

MK: Ich arbeite gerade an 2 Ausstellungen in Early 2022 und noch andere Projekte die allerdings noch kommuniziert werden.

VS: Vielleicht eine blöde Frage, aber wann bekommt man von dir NFTs?

MK: Vielleicht irgendwann.

VS: Vielen Dank für deine Zeit! Prost!

MK: Cheers M8!

https://contemporary-artist-things.com/collections/catalogue/products/max-kreis

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